Ruhe am Sankenbachsee

Um den Sankenbachsee herum führt ein schöner Rundweg, von dem aus sich ein Abstecher zu den Wasserfällen machen lässt, die über mehrere Bundsandsteinkaskaden bis fast zum Seeufer herunterreichen. Der einzige Karsee des Mittleren Schwarzwalds, in dem das Baden an bestimmten Stellen erlaubt ist. In den gesperrten Bereichen sollen sich Flora und Fauna ungestört entwickeln. Ich bleibe daher auf den Wegen. Ein Pfad führt am Teich bei Baiersbronn entlang bis zum zierlichen Sankenbachwasserfall. Ausgangspunkt ist der Parkplatz an der Sesselbahn auf den Stöckerkopf. Über einen Waldweg spaziere ich an einem Wildgehege vorbei, ein Spielplatz folgt auf halber Strecke. Ich spaziere durch die Nadelpracht des Schwarzwalds. Tief ziehe ich die frische Waldbrise ein und lege den Kopf in den Nacken. Ein weicher, kühler Windhauch fährt mir sanft über die Wange. Die hohen Tannen werfen dunkle Schatten. Dichte Tannenwälder umspielt der Morgennebel. Die Sonne glitzerte in den Wassertropfen an den Zweigen und ganz langsam erwacht das Leben in den Bäumen. Durch fast undurchdringliches Unterholz setze ich meine Wanderung fort. Meine Schritte dämpft der weiche Waldboden und dessen üppiges zartgrünes Moos. Kein Lärm ist zu hören, dafür das Gezwitscher der Vögel, die in den Ästen leben.

Eine schöne Tour durch Wald und Wiese, bei dem der kleine Sankenbach mich stets treu begleitet. Waldgeflüster umgibt mich. Alles ist entspannt, außer das wilde Plätschern und Springen der kleinen Wellen, das sich fast rau anfühlt. Über herausragende Wurzeln und unebenes Gelände suche ich meinen Weg. Natürlich treffe ich hier niemanden mit Kinderwagen. Aber auch sonst keinen anderen Menschen. Es ist unglaublich ruhig und still. Das mag ich sehr. Diese Tonlosigkeit tut gut. Ein Großteil des Baiersbronner Sankenbachsteigs führt über wilde Waldwege, die gerade mal breit genug für eine Person sind und für Gegenverkehr fast zu eng. Farn und Wildwuchs neigen sich freundlich zum Pfad und grüßen den heran kletternden Wanderer. Eine Wegbiegung gibt den Blick auf die sanft wogende Seeoberfläche frei. Als irgendein Gletscher vor 10.000 Jahren abschmolz, entsteht aus dem Schmelzwasser dieser Teich. Irgendwann versandte dann der frühere See und ein künstlicher wurde 1980 geschaffen. Das Versanden wird früher oder später mit allen Karseen passieren. Ich blicke auf das undurchdringliche Wasser. Baden würde ich hier glaube nicht. Auf einer Hangwiese in der Ferne tummeln sich einige Rinder. Geschickt bewegen sie sich auch an sehr steilen Stellen völlig sicher bergauf oder bergab. Unter hektischem Schwanzwedeln reißen sie an dem frischen tiefgrünen Gras.

Für den nächsten Abschnitt der Wanderung ist Trittsicherheit und festes Schuhwerk nötig. Es geht steil hoch, über Stock und Stein, dem Wasserfall entlang, der in Kaskaden die Felswand hinunter plätschert. Schmale Pfade führen aufwärts. Das Geräusch der Wassermassen, die sich vom 40 Meter hohen Gestein stürzen, ist schon früh und permanent zu hören. Es ist schwer hier ein Foto vom Wasserfall zu machen, ohne gleich ein paar Menschen mit einzufangen. Die Zahl der Besucher nehmen deutlich zu. Viel Wasser führt der Wasserfall meiner Meinung nach nicht. Deshalb ist oberhalb eine Barriere angebracht, die das herabfließende Wasser staut. Diesen Stau löse ich händisch und sogleich stürzt ein feuchter Schwall als Kaskade die Karwand herunter. Leider kann ich nach Lösen der Sperre nicht so schnell rennen, dass ich eindrucksvoll fotografieren kann. Gemütlich setze ich mich in die Wasserfallhütte und genieße die mehr oder weniger freie Sicht auf die Fälle. Ebenso habe ich von hier noch mal eine schöne Aussicht auf den See, der tief unter mir durch die Bäume glitzert. So klingt der Abend wohltuend aus. Dann mache ich mich auf den Heimweg.


2 Gedanken zu “Ruhe am Sankenbachsee

  1. Wie immer deine Berichte wunderbar formuliert man wird gefangen genommen und fühlt sich, als wäre man dabei. Dieses Gefühl beschleicht mich bei all deinen Reiseberichte, weswegen ich schon ungeduldig auf deinen nächsten Reisebericht warte.Ich wünsche Dir noch viele Reiseabenteuer von denen du gesund wiederkehrst um deiner treuen Leserschaft berichten zu können und uns teilhaben lässt wie bisher. BIS denen, liebe Grüße und noch ein schönes Osterfest, Gerd und Gattin😀

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    1. Lieber Gerd,
      herzlichen Dank für Deinen Kommentar, das freut mich sehr. Da ich das Schreiben sehr liebe, werden bestimmt noch viele Beiträge erscheinen. Euch und Eurer Familie wünsche ich ebenfalls ein schönes Osterfest.
      Liebe Grüße Lisa

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