Durch die Wipfel der Tannenkronen säuselt leise ein sanfter Windhauch. Zart rauschen die mächtigen Äste und schneiden durch ihre Bewegung die durchfallenden gleißenden Sonnenstrahlen ab. Bis auf die fast tonlose Melodie der reibenden Zweige ist es völlig ruhig. Es ist einer der ersten Herbsttage, sonnig und hell. Dunkelgrün reihen sich die Baumgürtel des Schwarzwaldes so weit mein Auge sehen kann. Endlos erscheint mir das Feld der Nadelbäume bis zu der fast schwarzen Linie, in die letztlich alles verschwimmt und die direkt an den Himmel grenzt. Der Baumwipfelpfad bei Bad Wildbad gibt Gelegenheit den heimischen Wald einmal nicht nur von unten zu sehen. Ich blicke hier auf die Tannen aus Augenhöhe. Oder sogar darüber hinaus. Der Steg beginnt nämlich auf rund 5 Meter über der Baumwurzel und endet bei etwa 20m. Dort ist man dann schon sehr nah an den Baumkronen. Die vielen Brücken winden sich in luftiger Höhe auch mal um Ecken durch die schöne Natur. Die Anlage befindet sich auf dem Sommerberg. Eine zierliche Seilbahn hatte mich die 300m hier hinauf gebracht.
Insgesamt lege ich auf dem Baumwipfelpfad 1.250m zurück. Nach dem entspannten Spaziergang über die hölzernen Bodenplanken steht man plötzlich vor dem riesigen Baumwipfelturm. Wie der Steg ist auch der Turm eine Holzkonstruktion, die überaus hoch über die Baumkronen reicht. Die Turmtreppe windet sich kontinuierlich nach oben. 40m ist der Aussichtsturm hoch. Zum Glück sind die Wege des Pfades recht breit und daher auch etwas für nicht ganz schwindelfreie Menschen wie mich. Außerdem könnte ich sogar in 30 Jahren mit Rollator oder Rollstuhl noch herkommen. Die Luft halte ich aber dennoch an, wenn ich hinunterschaue. Mein Blick schweift über die grandiose Aussicht auf die hoch aufstrebenden Zweige des schönen Mischwaldes. Buchen drängen sich neben Tannen und Fichten. Ich kann bis in den Kraichgau blicken. Zufrieden lehne ich mich auf das hölzerne Geländer. Wer braucht eigentlich Fernsehen, wenn er sich diese makellosen Naturschönheiten ansehen kann?