Das Kunstmuseum mit dem U…

Das blaue Zimmer vor dem Dortmunder U fängt sofort meinen Blick ein. Nie hätte ich gedacht, dass es tatsächlich so viele verschiedene Blaufarben gibt. Auf einem kleinen Tischchen stehen diverse Gläser. Die blau beschmierten Pinsel stecken noch darin. Es scheint, als wäre die Künstlerin ganz plötzlich und abrupt aufgebrochen. Fast ist es, als wäre die Arbeit nicht beendet worden. Wobei ich das bei diesem Kunstwerk gar nicht sagen kann. Mitten im Raum steht ein einfaches Boot in Schieflage, auch dieses völlig blaufarben. Ein Flyer versucht mir die Intention der japanischen Künstlerin zu verraten. Es geht um Frieden und Schutz. ‚Refugee Boat‘ (Flüchtlingsboot) heißt das Gesamtwerk. Eigentlich kann ich mit Kunst, ob modern oder altertümlich nicht viel anfangen. Allerdings ist Blau meine Lieblingsfarbe und die vielen Farbschattierungen und -nuancen faszinieren mich. Gebannt starre ich auf die vielen aufgemalten Symbole, Zeichen und Ideenansätze, die sich zum überwältigenden Bild formen. Die Gewalt und Aufdringlichkeit der Malerei überfordert mich zunehmend. Ich weiß beinahe nicht, wo ich als Nächstes hinsehen soll. Neugierig geworden durch die schöne, beeindruckende Blaukunst schlendere ich zum Eingang der Kunsthalle.

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Ich ziehe die Tür auf. Vor mir schwebt eine Rolltreppe gemächlich nach oben. An den hoch aufragenden Wänden der Halle erscheinen vereinzelt und abrupt aufblinkende Fotografien. Teils sind die Gesichter stark verzerrt, manchmal auch sehr gut erkennbar. Emotionen und die vergangene Zeit spiegeln sich in der Mimik. Alle Abbildungen glänzen in schwarz-weiß und betonen die Farblosigkeit der weißen Wand dahinter. Ich betrete die beweglichen Stufen und gleite langsam nach oben. Ich betrachte die aufblitzenden Köpfe und die sich spiegelnden Gefühle. Im Stockwerk über mir spaziere ich zu einer Epilepsiemaschine. Für Menschen mit dieser Krankheit allerdings nicht geeignet. ‚Ansehen auf eigene Gefahr‘ steht auf einem Blatt Papier, das an den erstaunlichen Apparat geheftet ist. Auf dem Bildschirm flimmern hektisch und unangenehm Formen und Farben. Die Dortmunder Kunstgalerie wird von den studentischen Werken der örtlichen Technischen Universität unterstützt. Erstaunlicherweise ist der Eintritt frei. Im nächsten Raum stehe ich vor den Habseligkeiten eines Obdachlosen. Auf jeden Fall sieht die zu sehende Zusammenstellung des Künstlers so aus. Auf dem Boden liegt ein Schlafsack, daneben eine schmutzige Decke und im Hintergrund stehen ein paar leere Pfandflaschen. Eine zusammengeknüllte goldene Rettungsdecke leuchtet in klarem Goldton und eigentlich viel zu sauber anmutend in der Ecke. Anscheinend ist die ganze Ausstellung angelegt, um Menschen zum Nachdenken zu bewegen. Das finde ich richtig toll.

Ein paar Schritte tragen mich zur nächsten wundersamen Erfindung, einer ‚Donationmachine‘ aus Holz. Es ist möglich Münzen, Geldscheine oder kleine Dinge einzuwerfen und wie der Name schon sagt, zu spenden. Durch die durchsichtige Glasscheibe fällt kaltes, blaues Licht. Ich erhasche den Blick auf ein paar Ketten und anderen Schmuck. Hat man etwas zu viel, ist dies sicher die richtige Apparatur. Vor ein paar Tagen habe ich von jemand Kleidung geschenkt bekommen, die der Spenderin leider nicht mehr gepasst hat. Ich habe an diesem Tag einen Rucksack an den Gabenzaun für Obdachlose in meiner Stadt gehängt. Bekommt man etwas, sollte man auch etwas zurückgeben. So denke ich zumindest. Diese Maschine erinnert mich jetzt irgendwie an diese Tat. Plötzlich bin ich mir ganz sicher, die Kunstwerke in diesem Gebäude können beim Betrachter etwas bewegen. Schließlich ergreifen mich diese auch emotional. Ich erblicke, was man manchmal in den Straßen schon gar nicht mehr sieht. Trotzdem sind diese Dinge da und präsent, aber ungemütlich, nicht schön für das Auge. Gedanken drängen sich auf und lassen mich nachdenklich zurück. Eigentlich ein gutes Gefühl!

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