In den Gassen von Soest steht ein frisch gebackenes Ehepaar. Die engen verwinkelten Sträßchen der Altstadt geben den Blick auf das schmucke Rathaus frei. Das Brautpaar wartet davor und duckt sich unter den vielen Reiskörnern, die aus allen Ecken fliegen, hinweg. Zu beiden Seiten des knallroten Gebäudes stehen ebenso rote Feuerwehrwagen. Die Feuerwehrkollegen stehen um das Hochzeitspaar Spalier in schicken Uniformen. Ihre Löschfahrzeuge vor dem Standesamt bedeuten heute nur Gutes, sind sie doch sonst eher ein Omen für ein Unglück. Mit einer Handpumpe löschen die frisch Vermählten ein kleines Feuer auf den unregelmäßigen Steinen des Kopfsteinpflasters. Der Mann pumpt und die Frau hält den Wasserschlauch in der Hand. Kurz schlagen die Flammen im Kampf gegen die drohende Vergänglichkeit um sich. Mit einem Zischen erlöscht das letzte Flackern. Dann liegt sich das Pärchen lächelnd in den Armen. Die Kapelle der freiwilligen Feuerwehr setzt ein. Der musikalische Marsch setzt die Gäste in Bewegung und alle steuern auf den Ratskeller zu.
Ob die Braut so angetan war, dass diese ein Feuer löschen musste und alle Kollegen ihres Mannes bei der Trauung dabei waren? So ein Fest kann ja leicht den finanziellen Rahmen sprengen. Im Grunde gehört aber eben auch der Beruf des Partners zum Menschen mit dazu. Die Gattin hatte wohl keine Wahl und musste die vielen Gäste akzeptieren. Dafür sah man etliche schicke Uniformen, die eigentlich die meisten Männer gleich viel ansehnlicher machen. In Erwartung auf die eintretende Stille lasse ich mich auf einen der Stühle des Ratskellercafés fallen. Und wieder geht es auch hier um gemeinsame Kompromisse, wie in jeder Beziehung. Ich betrachte die sich mit feierlicher Miene entfernende Prozession, die die chaotische Menschenmenge zu formen versucht. Gereinigt vom Besucherauflauf des Brautpaares wirkt der Platz nun menschenleer und fast einsam. Ich begrüße die willkommene Isolation und bestelle ein Glas Wein. Ob ich wohl jemals heirate? ‚Bis, dass der Tod Euch scheidet‘, erscheint mir ziemlich lang. Nachdenklich nippe ich an meinem Glas. Vielleicht. Mit den richtigen Zugeständnissen und einem Ehevertrag.