Oldenburgs Hörgarten…

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Ich bin auf der Suche nach Sehenswürdigkeiten in Oldenburg. In der Innenstadt finden sich recht schöne Villen und Gebäude. Nach den wunderbaren Inselparadiesen der Ostfriesischen Eilande hat die Stadt in Niedersachsen es allerdings schwer mitzuhalten. Es gibt nette Restaurants und Cafés, aber hier kommt mir furchtbar naturlos vor, auch wenn sich recht schön flanieren lässt. In einem letzten kulturellen Aufbäumen begebe ich mich in den Hörgarten der Hörtech GmbH. Einfach um etwas Besonderem zu begegnen. Dieser Platz vor dem Haus des Hörens ist ein Themenpark rund um unser Gehör. Ziel ist es, Besuchern wie mir die Forschung des Hauses näherzubringen. Wissenschaft und Kunst sollen so vereint werden. Man kann überall aktiv mitmachen bzw. hören. Am Eingang empfangen mich kugelförmige Exponate in unterschiedlicher Größe. Ich halte diese an mein rechtes Ohr und höre einen bestimmten Ton, der durch die Größe der Kugeln bestimmt wird. Je größer diese ist, desto tiefer wird der Laut, den man wahrnehmen kann. Jeder Kugelkörper filtert also einen ganz bestimmten Ton aus einem Geräusch heraus.

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Die Luft schwingt durch das Loch in der Kugelmitte mit, wie eine Feder, die aus der Öffnung hinaus und hineinschwingt. Je größer das kugelrunde Exponat, desto langsamer schwingt sie. Und so ergibt sich schließlich der Ton, bei dem die Luft am liebsten mit vibriert. Unser Innenohr macht es ähnlich: Aus dem Frequenzgemisch, das auf unser Ohr trifft, werden an verschiedenen Orten des Innenohrs unterschiedliche Töne herausgefiltert. Hier im Hörgarten gibt es auch längliche Rohre, die umso tiefer brummen je langsamer die Luft in ihnen schwingt. Diese vibriert besonders gut und daher auch ebenso laut mit der Umgebung mit, wenn die Schallwelle mehrmals ins Rohr hineinpasst. Ein paar Schritte daneben stehe ich vor der Mittelohrpauke. Damit wird die Übertragung des Schalls vom Außenohr mit dem Trommelfell zum kleineren Eingang des Innenohrs veranschaulicht. Wenn man auf die mit rotem Stoff bespannte Seite draufschlägt, entsteht ein ziemlicher Druck. Die Übertragung der Kraft veranschaulicht sich direkt vor mir in durchsichtigen Schallwellen. Die Luft ist in Bewegung! Der Druckimpuls, der durch das große Trommelfell erzeugt wird, kann die Pauke nur durch eine kleinere Öffnung auf der anderen Seite verlassen.

Weil die Menge der bewegten Luft gleich bleibt, muss aus der kleinen Bewegung der großen Fläche eine große Bewegung mit kleiner Fläche werden. In der Nähe des Ohres steht ein Flüsterspiegel. Dieser reflektiert den Schall so geschickt, dass ich mich in 40 m Entfernung mit meinem Partner unterhalten kann. Obwohl ich nur gegen den Spiegel vor mir flüstere! Dieser fängt einen Großteil des erzeugten Schalls ein und projiziert ihn hinüber zur entgegengesetzten Spiegelfläche. Ohne Gegenspiegel würde sich der Schall allerdings in alle Richtungen ausbreiten und nur ein geringer Teil würde am Ohr meines Freundes ankommen. Zum Abschluss setze ich mich auf den Hörthron am Gartenausgang. Durch die Trichter zu beiden Seiten der Ohren wirkt dieser wie ein Hörgerät. ‚Ich hab ein Supergehör.‘ rufe ich und wackle über dem leichten Gras mit beiden Beinen. Die großen Trichter verstärken den Schall und ich höre alles viel lauter. Ich sitze also umringt von meinem eigenen Jubelschrei auf dem kargen Königinnensitz. Hurra, endlich Prinzessin! Wenn auch nur im Hörgarten von Oldenburg!

 


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