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Der azurfarbene Himmel zieht über meinem Kopf hinweg wie ein endloses tiefblaues Seidenband durchzogen von weißen Wolkenfetzen. Wie durchsichtige neblige Watte kleben die kleinen weißen Wolkenschwaden auf dem durchdringenden Blau. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und breite die Arme in die morgendlichen Strahlen der Herbstsonne aus. Die kleinen Lichtpunkte kitzeln meine Handgelenk. Lautes Hupen durchtrennt meinen die Wärme der Sonne genießenden Gedankenschleier. Der Straßenlärm um mich nimmt zu und das Quietschen von Autoreifen reißt mich aus dem schönen Herbsttagtraum. Ich stehe auf dem Gehsteig der wunderschönen Prachtallee in Düsseldorf, der Königstraße oder kurz ‚Kö‘ genannt. Träge plätschert das dunkle Wasser des Stadtgrabens zwischen den vielen Luxusboutiquen der Straße dahin. Prada reiht sich hier an Gucci, Joop an Strenesse und Jil Sander an Armani. Im kleinen Hofgarten liegen bunte Berge Herbstblätter auf den Wegen und leuchten Gelb, Rot und Orange. Die Schönheit dieser Vergänglichkeit ist furchtbar zerbrechlich. Mit beiden Schuhen springe ich in die Laubhaufen und wie ein farbigen Blätterregen segelt das Laubwerk in gemächlichen Bewegungen auf den sandigen Grund des Parks.
Die Altstadt Düsseldorfs reicht bis zur Rheinpromenade.Vom dunkel daliegenden Wasser weht ein eisiger Wind. Ich ziehe die Kapuze meines Mantels nach oben und halte diese mit beiden Händen fest. Das blaue Band des Flusses spiegelt den Himmel und die kühle Brise verwandelt meine Nase in einen Eiszapfen. Ich niese und verspüre ein unangenehmes Kribbeln an der Nasenspitze. Die Kälte kriecht in meine Jacke und fährt frostig an meinem Körper entlang durch die Ärmel bis in die Fingerkuppen. Meine Hände sind durchgefroren und betäubt. Ich reibe erfolglos beide Handflächen und puste in meine geschlossenen Finger. Ein warmer Atemhauch wärmt für wenige Sekunden meine Haut. Mein Spaziergang führt mich durch die Innenstadt in den Medienhafen Düsseldorfs. Der Name entstand wohl dadurch, dass sich in erster Linie Medienunternehmen hier ansiedelten. Antenne Düsseldorf hat hier selbstverständlich den Hauptunternehmenssitz und liegt in direkter Nachbarschaft zum WDR. Die Medienbranche boomte zu Beginn der 1990er Jahre aufgrund der Privatisierung von Fernsehen und Rundfunk. Einsam und isoliert stehe ich mitten im weitläufigen Areal der Medienwelt. Die Gebäude sind verlassen, alle Fenster sind dunkel. Nirgendwo scheint ein winziges Licht. Die exakten, geometrischen Formen der futuristischen Architektur heben sich angenehm gegen die dunkle Stille des Wassers ab. Trübe plätschern die Wellen dahin. Die Luft duftet klamm und kündigt den nahenden Winter an.
Ich schlendere vom Hafen zurück in die Altstadt Düsseldorfs mit den zahlreichen verzierten Hausfassaden. Scharf zeichnet sich die dunkelrote Backsteinfront des Rathauses vor dem tiefen Blau des Himmels ab. Hausbrauerei und Loungekneipe liegt in Düsseldorfs Innenstadt direkt neben Cocktailbar und Electroclub. Mehr als 250 Kneipen säumen die längste Theke der Welt. Es soll tatsächlich schon Schelme gegeben haben, die durch die Düsseldorfer Altstadt geirrt sind und nach der längsten Theke gesucht haben. Dabei standen sie schon mittendrin, im Schlaraffenland aus Kneipen, Bars, Cafés und Restaurants. Denn die längste Theke der Welt beschreibt die hohe Kneipendichte der Altstadt nur symbolisch. Würde man alle Tresen der über 250 Lokale in der Altstadt aneinander stellen, so würde hier tatsächlich eine ziemlich lange Theke stehen und überall würde Altbier über den Tresen gehen. Ich falle auf einen der Stühle in der nächsten Straße voller Restaurants. ‚Ein Glas Wein!‘ signalisiere ich der Bedienung mit erhobenem Zeigefinger. Dennoch, die Atmosphäre der 260 Bars ist mir letztlich zu touristisch. Ich sehne mich nach den individuellen Kneipen des ‚Kwartier Latäng‘ Die Straßenbahn bringt mich zurück nach Köln. Und so lande ich an diesem Abend in der Sovjet-Kneipe ‚Zum roten Platz‘. Es gibt hier unfassbar verschiedene Sorten Wodka. Die Bedienung spricht mit starkem osteuropäischem Akzent. Mit dem Bild des Moskauer Kreml im Rücken und kleinen Statuen von Putin vor mir genieße ich ein weiteres Glas italienischen Wein. Ein Hoch auf die Multikulturalität!