Sintra ist etwa eine Stunde von Lissabon entfernt und liegt lieblich umgeben von den grünen Bergen der Sierra de Sintra. Die bezaubernde Stadt besteht aus schönen Palästen und antiken Schlössern, die sich inmitten weitläufiger Parkanlagen erheben. Mein Spaziergang führt mich vom Bahnhof vorbei am Palacio Nacional den Berg hinauf.
Dort liegt ein wunderschöner Palast in einem großen Garten, er wird ‚Quinta Regaleira‘ genannt. Schon beim Betreten der Pforte fühlt man sich wie in einer verwunschenen Welt. Das satte Grün der Bäume und Wiesen wird von vielen kleinen Statuen und Skulpturen unterbrochen.
Ich streife durch die mystische Welt vorbei an den Figuren von Nymphen, Faunen und Löwen. Ich befinde mich in einer anderen Dimension. Durch das Laub der Bäume fährt raschelnd der Wind und eine kühle Brise weht über den ganzen Ort. Überrascht wäre ich nicht, würden jetzt ein paar Feen oder der Faun mit seiner Harfe aus den Büschen treten. So gewaltig bannt mich die Szenerie. Langsam nähere ich mich dem Turm des Anwesens. Er ist fast 30 Meter hoch. Der Ausblick auf das umliegende Panorama ist fantastisch. Die rötlichen Sonnenstrahlen des Nachmittags tauchen die Umgebung in ein mystisches Licht. Ich laufe zurück zum Palast und besichtige die Kapelle des Anwesens ‚Santíssima Trindade‘.
Durch die Krypta gelange ich in ein unterirdisches Tunnelsystem. Ich weiß nicht recht, ob ich jetzt bei Herr der Ringe in Bruchtal gelandet bin oder mich immer noch in Portugal befinde. Wie eine Grotte muten die Gänge unter der Erde an, als hätten Wassertropfen kontinuierlich die Höhlen geformt. Die Atmosphäre ist geheimnisvoll und regt zum Träumen an. Ich stehe in den Tiefen des riesigen Initiationsbrunnens der Anlage. EineWendeltreppe führt hinauf ins Licht. Dort gibt die Dämmerung mich unerwartet wieder frei, vor mir liegt ein kleiner See. Blinzelnd stehe ich im Sonnenlicht. Ich bin verblüfft über die vielen Geheimgänge, sich hier umzusehen ist spannend und macht Spass.
Zurück in Lissabon spaziere ich durch die Gassen der Baixa, das ist die Altstadt. Mein Weg führt mich vorbei am Palácio Nacional da Ajuda, dem früheren Wohnsitz der Königsfamilie. Ich durchlaufe den Arco da Rua Augusta. Schon stehe ich auf der wunderschönen Praca do Commercio direkt am Flussufer des Tagus.
Ich spaziere am Wasser entlang bis zum Torre de Belem. Hier genieße ich die letzten Strahlen der Sonne. Ich habe noch etwas Zeit bis zum Beginn der Fado Show, die ich mir heute ansehe. Lissabon ist eine entspannte Stadt. Stress und Lärm finden sich in der gemütlichen Hauptstadt Portugals nicht. Dafür viele behagliche Ecken, die zum Verweilen einladen.
Endlich ist es soweit. Ich betrete das Restaurant, in dem die Fado-Show stattfinden wird und nehme Platz. Viele Lokale bieten Fado-Nächte an, Plakate mit Angeboten hängen über die ganze Stadt verteilt. Am melancholischen Fado, der traditionellen Musik Portugals kommt man in Lissabon nicht vorbei. Immer wieder hört man sie bei Spaziergängen aus den Fenstern der alten Häuser erklingen. Die Sängerin betritt die Bühne und schnell bin ich gefangen von der Tragik und Schönheit des Gesangs. Begleitet wird Fado nur mit Gitarre. Die rauchige Stimme der Señora singt von Liebe und Sehnsucht und ich höre ihr begeistert zu. Mit den ausufernden Gesten ihrer Hände untermalt sie ihre gefühlvolle Art zu singen. Die Mimik ihres Gesichts drückt in Vollendung die Emotionen des Liedtextes aus. Voller Aufmerksamkeit lausche ich den gefühlsbetonten Klängen. Schöner kann ein Abend nicht zu Ende gehen.