Mein Wecker klingelt früh, um 8:30h treffe ich mich zum Schnorcheln am Strand. Blinzelnd laufe ich am Wasser entlang, geblendet durch die frühen Sonnenstrahlen, die Sand und Meer zum Glitzern bringen. Meinen Frühstückskaffee trinke ich natürlich mit direktem Blick auf die Wellen. Ohne Eile suche ich den Touranbieter am Strand. Nur nicht hetzen, habe ich mich von der Stimmung um mich anstecken lassen.
Meine Stimmung ändert sich schlagartig, als mir klar wird, dass weder ein Firmenname noch ein Stempel auf meiner Buchungsbestätigung zu finden ist. Ich glaube zwar zu wissen, wo ich gebucht habe, aber das Team des Veranstalters kann mich auf der Teilnehmerliste nicht finden. „Du hättest Dir einen Stempel geben lassen sollen.“ entgegnet der Mitarbeiter auf mein enttäuschtes Gesicht. Wäre ich nie selbst drauf gekommen, denke ich innerlich, laut äußere ich mich nicht.
Jetzt flitze ich so schnell die Flip Flops zulassen am Strand entlang. Bude um Bude der verschiedenen Agenturen klappere ich ab, um die Richtige zu finden. Die Abfahrt rückt näher, unerbittlich verstreicht die Zeit gegen mich. Nach deutscher Pünktlichkeit wäre mein Boot jetzt weg. Um 8:45h stolpere ich an Bord meines Tourveranstalters, genau richtig für das belizische Zeitverständnis. Der Motor wird angeworfen, wir legen sogleich ab. Man drückt mir meine Schnorchelausrüstung in die Hand und ich versinke wieder in die gewohnte Lässigkeit. Kein Platz mehr für Hektik.
Ich denke an meinen ersten Schnorchelversuch zurück. Versuch deshalb, weil mich die unendliche und grenzenlose Weite des Meeres dermaßen erschreckte, dass ich nur 30 Sekunden im Wasser blieb. Natürlich ärgerte ich mich über mich selbst und mein Trotz trieb mich sofort zurück ins Wasser. Binnen weniger Schwimmzüge wurde aus dem Angsthasen eine Wasserratte, so ist es bis heute geblieben. Im Bemühen jeden der bunten Fische zu betrachten, achte ich nicht mehr auf mein Luftrohr und schluckte Tonnen an Wasser. Ich komme nur im Urlaub zu schnorcheln, liebe die bunte Unterwasserwelt aber in all ihren Facetten. So ist es auch diesmal, ich tauche ein in das kühle Nass, es fröstelt mich fast schon.
Sogleich bin ich von einer Gruppe Bermudafische umringt. Sie mustern mich mit ihren großen Glubschaugen und schwimmen dann desinteressiert von mir weg. Die kleinen und großen Fische schillern in allen Regenbogenfarben, wieder schlucke ich literweise Salzwasser, damit mir ja nichts entgeht. Meine Schwimmflossen rutschen immer wieder ab. „Brauche ich die unbedingt?“ frage ich unseren Tourguide. „Bist Du ein guter Schwimmer?“ er antwortet mit einer Gegenfrage. Ich schüttle zögerlich den Kopf. „Dann brauchst Du auf jeden Fall die Flossen, die Strömung hier ist sehr stark.“ der Nachdruck in seiner Stimme lässt keine weitere Diskussion zu.
Er behält Recht, es kostet einiges an Kraft gegen die Wellen anzukommen. Beim Versuch meine Position zu halten, verkrampfen sich meine Glieder. Plötzlich taucht ein riesiger Stachelrochen mit mindestens 1 Meter Durchmesser in mein Blickfeld. Er schwimmt etwa zwei Meter unter mir und wühlt den Sandboden mit einer Wellenbewegung seines Körpers auf der Suche nach Essbarem auf. Ich bin sprachlos und freue mich über den unerwarteten Besuch. So nah werde ich einem Rochen vermutlich nie mehr kommen. Ich kann nicht in Worte fassen, wie schön und befriedigend diese Begegnungen mit der Natur für mich sind.
Dann steigen wir aus dem Wasser und verlassen das Hol Chan Marine Reserve, die nächste Riffstelle ist die Shark Ray Alley. Der Name hält was er verspricht, gleich neben dem Boot kreuzen zwei große Riffhaie. Unter Wasser kommen gleich mehrere, angemessene Distanz haltend, auf mich zu. Die Haie scheuen die Schnorchelgruppen, sie kreuzen nur kurz unseren Weg. Mit schnellen, ruckartigen Schlägen der Flossen nehmen sie in Zick-Zack Bewegungen Reißaus in die Weite des Meeres. Ein Haiknäuel aus 5 Riffhaien kommt wie ein lebendiger Wasserwirbel auf uns zu. Sie schwimmen über- und untereinander weg, ein lebhafter Kreis, ein harmonisches Gewusel. Ich nähere mich soweit dies mein Wohlbefinden erlaubt und verfolge gespannt die muntere Bewegung. Als wir wieder ins Boot müssen, bin ich fast traurig, ich hätte noch länger bleiben können.
Mit dem Schnellboot fahre ich zurück nach Belize City und ein quietschender, dunkelgrüner Bus bringt mich nach Dangriga, der Hauptstadt der Garifuna südlich von Belize City. Die Garifuna sind die Einwohner Belizes und Guatemalas, die von karibischen Inselbewohnern und westafrikanischen, schiffbrüchigen Sklaven abstammen. Ihre Musik ist der Reggae, den man hier überall lautstark hört. Ich will weiter nach Hopkins, ein kleines Fischerdorf in der Nähe. Die Busse sind alle schon weg. Bei Vals finde ich ein Zimmer am Meer, ans Hostel ist auch eine Wäscherei angeschlossen. Die Bettwäsche riecht fantastisch.